Münzfund des römischen Imperators Sponsian

Münzfund des römischen Imperators Sponsian

Das dritte Jahrhundert unseres Zeitalters war in Bezug auf Machtwechsel im römischen Reich für lange Zeit so ereignisreich, wie es sich zuletzt in Österreich zugetragen hat. Zwischen der Regierungszeit von Septimius Severus, der im Jahr 211 verstarb, und Diokletian, der die Macht im Jahr 284 erlangte, sind 33 Männer als legitime Inhaber des Titels „Imperator“ und vom römischen Senat dafür bestätigt worden. Achtzehn weitere Personen haben sich diesen Ehrentitel selbst gegeben, sich als örtliche Machthaber etabliert und Gold als Beweis dafür prägen lassen. Allerdings könnten es auch 19 Personen sein. Und um gerade diese Zahl 19, einen in Vergessenheit geratenen oder nicht existenten Machthaber, namens Sponsian, ist wieder ein uralter Konflikt ausgebrochen. Dieser vorwiegend münzbezogene Konflikt beruht auf einem seltsamen Münzfund, der angeblich vor mehr als 200 Jahren in Rumänien gemacht wurde.

 

Münzfund des römischen Imperators Sponsian
Münzfund des römischen Imperators Sponsian

 

 

Sponsian, der unbekannte Herrscher

Auf einigen dieser Geldstücke befand sich anstelle der Bildnisse der damaligen Herrscher das Abbild von Sponsian, einem in der Historie ansonsten völlig unbekannten Mann, der sich auf den Münzen auch als römischer Imperator bezeichnete. Heute liegen die Münzen dieses Fundstückes in vielen verschiedenen Kollektionen zerstreut, und nicht gerade wenige der Goldmünzen sind inzwischen verschwunden. Bei ihrer Entdeckung in Rumänien zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurden sie zunächst für unecht gehalten und in eine Kategorie mit anderen Fälschungen römischer Münzen aus dem Ausland eingeordnet. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch änderte sich die Haltung: Aufgrund ihres Erscheinungsbildes wurden die Münzen als Nachahmungen klassifiziert, um die im 18. Jahrhundert verbreitete Mode der Raritätenkabinette zu unterstützen.

 

Analyse der Goldmünze

Ein Expertenteam untersuchte die Münze mit hochleistungsfähigen Mikroskopen für optisches und ultraviolettes Licht sowie mithilfe der Rasterelektronenmikroskopie als auch der Spektroskopie. Auf diese Weise ließen sich zum einen der Gold-, Silber- und Kupferanteil der betreffenden Münze sehr präzise feststellen, und zum anderen wurden mineralische Ablagerungen und sonstige Verunreinigungen sowie Kratzer auf der Oberfläche untersucht. Durch die sogenannte Infrarotspektroskopie von auf der Oberfläche angelagerten Mineralien konnten die Experten ermitteln, dass die Goldmünze des Sponsian in der Tat einmal begraben wurde. Allerdings haben weitere spektroskopische Untersuchungen gezeigt, dass das Metall eine verunreinigte Goldlegierung war – ganz im Gegenteil zur fast 24-karätigen Variante des Goldes, die für die Münzen aus Rom üblich war. Außerdem wurde das Gold im Vergleich zu den anderen Münzen der kaiserlichen Münzstätte nicht direkt geprägt, sondern lediglich gegossen.

 

Wer war Sponsian?

Nach Auffassung des Expertenteams sprechen diese neuen Befunde und die Erkenntnis, dass eine fälschende Person niemals gewusst haben kann, dass der Name Sponsian ein realer römischer Name war, deutlich dafür, dass es sich bei der betreffenden Goldmünze tatsächlich um keine Fälschung handelt.
Doch wer war dann Sponsian? Ein General in Dakien, der wahrscheinlich das Ziel hatte, Imperator zu werden, oder durch seine Soldaten dazu aufgefordert wurde, der aber vermutlich nur vor Ort die Herrschaft übernehmen wollte. Bis 260 nach Christus wurde die römische Provinz vom übrigen Römischen Reich abgeschnitten. Sponsian, der von Gegnern umzingelt war, war möglicherweise ein einheimischer Heerführer, der sich gezwungen sah, den höchsten Dienstgrad zu bekleiden und das militärische und bürgerliche Leben in Dakien in einer Phase des Bürgerkriegs und des Chaos zu verteidigen. Gewiss ist, dass es Sponsian niemals an die Spitze der römischen Macht oder auch nur in die Geschichtsbücher geschafft hat. Aber zumindest erinnert die Goldmünze des Sponsian an seine Existenz.

(FA)